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Zahnpflege für Fortgeschrittene



Paradox: manche Probleme entstanden durch verbesserte Hygiene

Die jahrelange, systematische Information der Bevölkerung durch die Zahnärzteschaft hat immerhin erreicht, dass Zucker als Verursacher von Karies in den Hintergrund getreten ist. Sinnvoll wäre, wenn die Menschen jetzt lernen, weitere Faktoren für die Gesundheit ihrer Zähne zu erlernen und zu beachten. Manches, was für den Körper gut ist, beispielsweise frisches Obst, tut den Zähnen leider nicht gut. Die Säuren vieler frischer Fitmacher wie Äpfel, Kiwis, Ananas oder Zitrusfrüchten greifen den Zahnschmelz an. Das gilt auch für die Säfte dieser Früchte. Anders ist es nur bei sauren Lebensmitteln, die zugleich Phosphat und Kalzium enthalten. Das sind etwa Joghurt und Joghurtdressings, Buttermilch oder Orangensaft mit Kalziumzusatz.

Besser ist, die säurehaltigen Lebensmittel zu den Hauptmahlzeiten zu genießen, wo sie neutralisiert werden können. Als Durstlöscher zwischendurch kommen kohlensäurefreie Mineralwässer, Leitungswasser, Milch und Kräutertees in Frage.

Ein guter Schutz ist das ausgiebige Kauen. Je mehr Speichel fließt, desto besser werden etwaige Säuren neutralisiert. Besonders wertvoll ist das Kauen von Möhren, Kohlrabi oder Gurken und anderen neutralisierenden Gemüsen. Ist so etwas nicht griffbereit, können zuckerfreie Kaugummis helfen.

Zähneputzen nach dem Essen hilft jedoch nicht. Durch das Bürsten wird der von den Säureattacken aufgeweichte Zahnschmelz nur noch mehr geschädigt. Besser ist, etwa eine halbe Stunde zu warten, bis der Speichel seine erste neutralisierende Wirkung getan hat und dann zu putzen.

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Zusammenspiel von Zähnen, Muskeln, Kiefergelenk wichtiger als bisher angenommen

Störungen am gesamten Kauapparat zählen zu den häufigsten Erkrankungen in der Zahnmedizin. Schon kleine Störungen können mittelfristig zu Kopfschmerzen führen. Manchmal ist nächtliches Zähneknirschen die Ursache von Verspannungen und Kopfschmerzen. Abhilfe schafft hier ein neuer „CMD-Check“. Er wird im Internet bereitgestellt und kann von Menschen, die unter derartigen unerklärlichen Verspannungen oder Zahnbeschwerden leiden, zu Hause durchgeführt werden.

Videofilme führen die möglichen Schadensursachen zunächst vor. Zu jeder Übung erhält der sich selbst Testende ein Ergebnis. Dieses Ergebnis kann keine Diagnose ersetzen. Es gibt im Einzelfall einen begründeten Anhaltspunkt, der zum Gespräch mit dem Zahnarzt ermuntert. Der Test dauert nur 10 Minuten. Er geht auf eine wissenschaftliche Studie an der Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf zurück. Er stellt in der Praxis einen bedeutenden gewinn dar. Denn betroffene Personen haben mitunter eine Odyssee zu verschiedenen Ärzten hinter sich, doch auch für den zu rate gezogenen Zahnarzt ist die Beurteilung des genauen Ursachenverhältnisses nicht leicht. Der CMDCheck ist unter www.prodente.de (Öffnet in einem neuen Tab) erreichbar.

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Zahnfleischerkrankungen nehmen zu

Etwa 12 Millionen Bundesbürger leiden derzeit unter schweren Formen von Entzündungen des Zahnfleischs oder des Zahnhalteapparates. Das trifft vor allem ältere Erwachsene und Senioren und ist das Ergebnis der Vierten Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS IV), die von der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) und der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) durchgeführt wurden. Hauptgrund ist, dass die stets älter werdenden Menschen dank Fortschritten in der Zahnpflege ihre eigenen Zähne immer länger behalten. Der alte Zahn ist jedoch grundsätzlich einem erhöhten Entzündungsrisiko ausgesetzt.

Die besondere Gefahr ist, dass die einmal entzündeten Gewebe – ob Zahnfleisch oder Kieferknochen – sich zurückbilden. Dadurch lockern sich dann die Zähne. Auswirken kann sich die Entzündung aber auch auf Allgemeinerkrankungen an Herz, Kreislauf, chronische Atemwegserkrankungen oder Diabetes. Im Falle von jüngeren Patientinnen wird geprüft, ob die Entzündungen im Mundraum Frühgeburten oder ein zu niedriges Geburtsgewicht verursachen. Eine japanische Forschungsgruppe konnte nachweisen, dass unter den 20 Prozent Frühgeburten oder untergewichtigen Babys die Frauen Zahnfleischentzündungen hatten. Werdende Mütter sollten deshalb neben allen erforderlichen Checks auch den beim Zahnarzt nicht vergessen.

Direkte Ursache der Zahnfleischentzündung sind Bakterien im Zahnbelag (Plaque). Besonderer Risikofaktor ist das Rauchen. Abhilfe schafft hier nur das regelmäßige professionelle Zahnreinigen durch den Zahnarzt. Nur dadurch werden alle bakteriellen Beläge von den Zähnen entfernt.

Wird die Zahnfleischentzündung frühzeitig erkannt, kann sie gut geheilt werden. Mithilfe einer speziellen Sonde kann der Zahnarzt sie schon früh genauer bestimmen und Rauhigkeit der Zahnoberfläche, Blutungsneigung des Zahnfleischs und die Tiefe der Zahnfleischtaschen messen. Hauptmaßnahmen sind die Entfernung des bakteriellen Belags von Zahn- und Wurzeloberflächen und aus den Zahnfleischtaschen. Die genaue Erhebung ist Kassenleistung und kann einmal in zwei Jahren abgerechnet werden. Sind die Zahnfleischtaschen tiefer als drei Millimeter von Bakterien besiedelt, werden sie unter örtlicher Betäubung gereinigt. Zur Reinigung selbst werden Schall-, Ultraschall- und Lasergeräte herangezogen. Nur bei sehr weit fortgeschrittenen Infekten ist eine Operation erforderlich.

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Spezielle Hilfen bei festsitzendem Zahnersatz

Drei Bürsten braucht der alte Mensch

Besonders ist die Reinigung an den Übergängen vom Zahnersatz zum Zahnfleisch, an den Rändern von Brücken, Kronen und in den Zahnzwischenräumen. Zur Basispflege dienen weiche Kurzkopfzahnbürsten mit abgerundeten Borsten. Speziell geformte, weiche Spitzbürsten mit punktförmigem Borstenfeld dienen der Reinigung von Brücken. Interdentalbürsten dienen der Reinigung von großen Zahnzwischenräumen. Enge Zahnzwischenräume hingegen werden am besten mit Zahnseide gereinigt. Vorgeschnittene Zahnseidenfäden sind wirksam gegen Plaque unter Brücken, bei Kronen und Implantaten. Alle Hilfsmittel sind beim Zahnarzt oder in der Apotheke erhältlich.

A. Martin Steffe, Reutlingen

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