Säure-Basen-FitnessÜbersäuerungszustände führen zu Fitnessblockaden Glücklicherweise hat sich ein Wissen um das Prinzip des richtigen Säure-Basenhaushaltes als Grundstein für Ernährung und Gesundheit schon etwas verbreitet. Zuweilen finden sich Hinweise auf einen guten „Basenlieferanten“ in Rezepten oder auf Speisekarten. Es handelt sich hierbei jedoch nicht so sehr um ein eigenständiges diätetisches Prinzip oder eine neue Kostart. Die Bedeutung der Säuren und Basen reicht weit über die Ernährung hinaus – ist ihre Balance doch ein gesamtphysiologisches Prinzip – ist aber zugleich auch ein Prinzip, das speziellen Diätformen oder Kuren zugrunde liegt, etwa der bekannten Mayr-Kur. Genau diese weitreichende Bedeutung ist Inhalt des wegweisenden Buches von Michael Wortlitschek im Stuttgarter Haug Verlag. Alle, die aus privaten oder beruflichen Gründen mehr über die Grundtatsachen des richtigen Säure-Basen-Ausgleichs wissen wollen, erfahren hier die Zusammenhänge. Dabei ist erstaunlich, dass man ein so abgerundetes Bild aus einem so schmalen Büchlein erfahren kann, das gleichwohl auch Feinheiten behandelt wie die berechtigte Frage: wieso soll ein Milchsäuregetränk (Brottrunk) dem Basenhaushalt helfen können? Sogar die Bedeutung der Basalmembran im sauren oder basischen Gewebe eines Menschen wird in diesem Buch behandelt. Was erstaunlich ist, weil die Auswirkung der übersäuerten Basalmembranen die oft behandelte Insulinresistenz des Gewebes ist – die Vorstufe zum Diabetes mellitus Typ II. Das liegt vielleicht daran, dass der Autor niedergelassener Arzt ist und seine Aufklärung mit Beispielen aus seiner Praxis anreichert und zugleich zu straffen weiß. Die klinischen schweren Fälle, die heute zunehmend als „Übersäuerungskatastrophen“ angesehen werden – Herzinfarkt, Schlaganfall – werden wohl auch erwähnt. Worlitschek führt über sie hinaus auch Beispiele an, wie sich die Übersäuerung an harmloseren Zeichen, aber nicht minder deutlich zeigt: Zellulitis, Herzrhythmusstörungen, Haarzustand, Nägel der Hände und Zehen, Kopfschmerzen, Sodbrennen, fleckige Haut uvm. Als niedergelassener Arzt weiß der Autor auch, wie wichtig es ist, die verschiedenen Tests und was sie zu leisten vermögen, zu beschreiben. Guter Säure-Basen-Zustand erhöht die Wirkung anderer Therapien Die Zahl der Rezepte fällt in diesem Buch gering aus. Sie ist als Andeutung gemeint, wie basenreiche Kost aussehen kann (und wie lecker solche Kost in der Tat ist). Als Kenner der Praxis berücksichtigt Worlitschek aber auch handelsübliche Basenpräparate einschließlich des Brotrunks ebenso wie äußere Behandlungsmethoden, z.B. basische Vollbäder oder Fußbäder. Im ganzen Buch wird immer wieder neu die Bedeutung des reichlichen Wassertrinkens akzentuiert – ein Aspekt, der ja mittlerweile sogar von esoterischen Richtungen aufgegriffen und also notwendig für einen ganzen Lebensstil unterstrichen wird. Wenig allerdings wird der hier vertretene Aspekt gewürdigt, dass Mangel an Wasser auch die sexuelle Potenz vermindert. Worlitschek vergisst auch nicht die Wirkung des Alkohols, der etwa zu nächtlichen Unterzuckerungen auch bei Gesunden führen kann. Liegt bei dem einen oder anderen Betroffenen ein Mangel an Vitamin B1 vor? Die Wirkung von Massagen kann erhöht werden, wenn die durch sie angeregte Entsäuerung des Gewebes mit Basenprodukten unterstützt wird. Und schließlich vernachlässigt Worlitschek auch nicht den Hinweis auf die sehr schädliche Wirkung des Stress und der Depression als Zeichen von gestörtem Säure-Basen-Haushalt. Diese Seite wird bisher noch vernachlässigt, oder es wird den Gefährdeten nicht deutlich genug gemacht, dass es sich nicht nur um so allgemeine Empfehlungen und Lebensgrundsätze handelt, wenn da Bewegung empfohlen wird. Sondern Bewegung ist ein essentielles Mittel gegen depressive Verstimmung. Ein vielseitiges, leicht lesbares Buch, mit dem man sich buchstäblich „schlau“ machen kann. A. Martin Steffe Michael Worlitschek: Säure-Basen-Fitness. Stuttgart (Haug) 2005, |