Wieder aufatmen könnenRainer Jund Häufige Nebenhöhlenerkrankungen vermindern die Lungenfunktion Nasen-Nebenhöhlenerkrankungen zählen zu den häufigsten Atemwegserkrankungen. In Deutschland sind 6 Millionen Menschen akut an den Nebenhöhlen erkrankt, 3 bis 4 Millionen haben ein chronisches Beschwerdebild. Nicht weniger als Dreiviertel der Patienten gehen nicht zum Arzt. Sie laufen Gefahr, dass sich Polypen oder Zysten bilden, dass die Beschwerden auch die tieferen Atemwege erfassen oder aber über die Stirnhöhlen die Hirnhaut angreifen. Rainer Jund ist es gelungen, ein medizinisches Buch für Laien in diese resignative Situation zu stellen. Das gelingt schon allein sprachlich längst nicht jedem Experten. Jund beschreibt anfangs die Anatomie der Nase und ihrer Nebenhöhlen. Das ist aber keine bloße Zierde oder nur der Vervollständigung halber, sondern bei der Erklärung von Krankheitskomplikationen und Therapie kehrt er zu dieser Grundlage zurück. Die Symptome für das Vorliegen einer Sinusitis können eigentlich ziemlich eindeutig auf sie verweisen: Dauer der Krankheit über eine Woche, Kopfschmerzen, Verstärkung des Schmerzes beim Vornüberbeugen, eitriges Sekret, meist einseitige Behinderung der Nasenatmung. Nur welcher Betroffene bekommt sie einmal so klar aufgezählt? 25 Prozent aller Sinusitis-Patienten haben Polypen Die Ursachen einer Sinusitis können schlecht kontrollierte Heuschnupfen sein, eine angeborene Schwäche der Schleimhäute (was das Weiterwandern in die tieferen Atemwege nahe legt), meistens aber anatomische Veränderungen. Das sind wieder vor allem zu kleine Nebenhöhlenausgänge, Nasenscheidewandverbiegungen oder Wucherungen der Nasenmuscheln. Sicherste Behandlungsmethode ist die Operation. Sie profitiert heute von den verschiedenen bildgebenden Verfahren in der Medizin, die den Operationsbedarf genau erkennen lassen. Hierbei ist die Computertomografie am genauesten. Die Magnetresonanztomografie hingegen sollte nur bei Verdacht auf Tumoren eingesetzt werden. In normalen Fällen ist sie für den Nasenraum zu empfindlich. Anders wieder liegt der Fall bei Verdacht auf Pilzbefall; denn manche Pilzarten speichern Metalle bei ihrer Verstoffwechselung und sind im MRT dann sofort zu identifizieren. Die Operation ist der Goldstandard Wird nicht frühzeitig operiert, besteht die Gefahr, dass die Schleimhaut selbst sich verändert und durch die diversen Reparaturen und Umbauten steifer wird. Das Sekret wird zäher und erschwert die Abwanderung um so mehr. Nicht selten entwickelt der im Rachen absinkende schwer belastete Schleim einen chronischen Husten. Bei zu lange hinausgezögerten Operationen besteht sogar die Gefahr, dass knöcherne Strukturen zerstört werden. Das ist besonders bei Patienten über 40 Jahren der Fall. Schon kleinste Polypen können eine Rolle bei der Entwicklung des Beschwerdebildes spielen, und leider können sie auch nach der Beseitigung verschiedentlich noch einmal nachwachsen. Gewöhnlich dauert die Operation nur zwischen 20 und 40 Minuten, lediglich bei gleichzeitiger Behandlung von Scheidewandverbiegungen können sie eine Stunde und mehr dauern. Die Nachbehandlung der operierten Nase - vor allem mit pflegenden Sprays oder Lösungen - ist mindestens so wichtig wie die Operation selbst! Komplikationen sind selten, die Erfolge sind jedoch bedeutend. Das Abschwellen kann am besten mit Nasensprays und Schleimlösern gefördert werden. Salzlösungen sind für die dauernde Anwendung am besten. Antibiotika sind nur bei bakteriellen Superinfektionen angezeigt. Kortisonhaltige Mittel haben heute den Vorteil, dass sie nur ganz lokal begrenzt wirksam sind. Ihre Wirkung kann durch vorherige Spülungen erheblich verbessert werden. Kortisonhaltige Lösungen werden auch gerne zur Vor- und Nachbehandlung von Operationen eingesetzt. Entzündungskreislauf zwischen Ohr und Nase Den kindlichen Patienten widmet Jund einen langen Teil seines Buches. Sind doch hier die Eltern auf besondere Erkenntnismöglichkeiten angewiesen. Der wahre Zustand kindlicher Sinusitiden ist gar nicht so leicht auszumachen, weil Kinder fast ständig zwischen Ohrentzündungen, Mandelentzündungen, Nasen- und Polypenbeschwerden hin und her wechseln. Ein weiteres Kapitel ist Komplikationen, weiteren Behandlungsmöglichkeiten mit Akupressur, orthomolekularer Medizin und weiteren Ergänzungen gewidmet. Hier zeigt sich Junds guter Blick auf die aktuelle Situation der Versorgung, in der ehemalige „Rand-”gebiete schon alleine aus finanziellen Gründen wichtig zu berücksichtigen sind. A. Martin Steffe |