Wegweiser durch den Ernährungstipp-DschungelErich Rauch, Peter Mayr Ernährung ist Nahrung plus Verdauung Der Titel mag zwar etwas kühn und reißerisch klingen. Tatsächlich liest sich das Buch aber so sachlich-klar, dass man ihm schließlich nur noch zustimmen kann. Der erfahrene Arzt für Mayr-Kuren, Dr. med Erich Rauch, legt dar, dass Ernährungsfehler sich so stark auswirken können, weil eine Fehlernährung zu Fehlverdauung und die wiederum zu der falschen instinktiven Auswahl führt. Die Qualität einer Ernährung hängt leider nicht nur von der Qualität der Nahrungsmittel alleine sondern auch von der Qualität der Verdauung ab. Und diese läuft keineswegs bei allen Menschen gleich ab. Daher ist es irrig, nur von den Nahrungswerten auszugehen, um eine Fehlernährung neu auszurichten. Ernährung ist Nahrung plus Verdauung. Die Kuren nach F.X.Mayr haben nicht nur vielen Menschen beim Wiederfinden ihres Gleichgewichts geholfen sondern auch die nötigen Kenntnisse zur wirklich richtigen Ernährung verfeinert. Allein der Verfasser konnte im Laufe seiner fünf Jahrzehnte dauernden Kurarzttätigkeit rund 35.000 Patienten beobachten. Wahl der Kohlehydrate ist nicht egal Lebensmittel sind heute grundsätzlich geringerwertig als früher. Auch das erschwert eine instinkthaft richtige Ernährungsweise. Zu viel an einer falschen Ernährung wirkt sich so aus wie die Überdosis eines Medikaments. Das gilt auch für die Kohlehydrate. Sich mit ihnen reichlich zu versorgen, gehört zur propagierten Ernährungsweise in den USA. Kohlehydrate schadeten nicht, so heißt es dort, im Gegensatz zu den Fetten, die man radikal sparen müsse. Dagegen gilt laut Rauch: 1) Die richtigen Fette machen nicht fett, sondern fit. 2) Es gibt ungünstige und günstige Kohlehydrate. Beachtet man das nicht, kommt es zu einer Kohlehydratmast. Derzeit essen die Franzosen 30 Prozent mehr Fett als die Amerikaner. Dennoch gibt es dort nicht so viele so dicke Leute wie in den USA und auch nicht so viele Herzerkrankungen. Hauptproblem der gedankenlosen Kohlehydratmast ist, dass es im Darm zu saurer Gärung kommt. Werden schlechte Kohlehydrate gegessen, so ist Insulin in zu hoher, schädlicher Dosis erforderlich. Es sorgt dafür, dass Stärke und Zucker im Fettgewebe gespeichert wird und dass das Gewebe verschlackt. Auch die Kombination der Eiweiße und Kohlehydrate beeinflußt deren Resorption nachteilig. Fettreichere Zubereitung hingegen verlangsamt die Glukoseresorption günstig. Wer also nur auf Kohlehydrate setzt, bewirkt das Gegenteil dessen, was er erreichen möchte. Speicherhormon Insulin ist Hauptverursacher der Fettspeicherung Leider ist der Glykoseindex (Glyx) eines Lebensmittel alleine auch kein ausreichender Maßstab. Erschwerend kommt hinzu, dass die Zubereitung den Glyx beeinflußt. So haben rohe Karotten einen Index von 30, gekochte aber von bis zu 85. Zucker ist außer durch seine Insulinprovokation ein Räuber von Kalzium Kalium, Magnesium, Eisen und Vitamin B. Süßstoffe sind auch nicht harmlos, da sie eine starke Insulinausschüttung bewirken. Vor allem aber fördert Zucker saure Gärungsprozesse im Darm und trägt zur Selbstvergiftung des Menschen bei. Selbst wenn ein Mensch seine Kost umstellt, muß er noch lange davon ausgehen, dass saure Inseln in den Darmnischen seine bessere Kost beeinträchtigen, bis der Darm nach langer Zeit sein Gleichgewicht wiederfindet. Entgegen dem Zuckerkonsum sind Hypoglykämien weit verbreitet, und zwar nicht nur unter Diabetikern. Die tatsächliche Unterzuckerung ist als Heißhungerattacke, Begierde auf Süßes, morgendliche Müdigkeit, Verlangen nach Kaffee oder Gereiztheit kaschiert. Insofern spricht der Körper hier schon von seiner falschen Ernährung. Will man diesen Zustand ändern, so ist es nötig, bei der Auswahl der Kohlehydrate lieber streng als nachsichtig zu sein. Der Verdauungsapparat ist nicht dafür geschaffen, das normale westliche Maß an Stärken zu bewältigen. Das Insulin entsorgt auch Eiweißüberschüsse ins Gewebe. Auch zu viel Eiweiß führt zu einer belastenden Übersäuerung des Körpers. Wichtig ist, Eiweiß mit basischen Lebensmitteln zu kombinieren. Das sind insbesondere Gemüse und Salate. Als Faustregel kann gelten: 1/3 Säurespendendes (Eiweiß), 2/3 basenspendende Kohlehydrate. Kartoffeln eignen sich als Pellkartoffeln am besten. In den anderen Zubereitungsformen behalten sie ihren überraschend hohen Glyx wegen der enthaltenen Stärke. Etwas Protein aber sollte die Kost immer enthalten, damit Glukagon stimuliert wird und zu einer guten Gesamtverdauung beiträgt. Empfohlen sind viel Fisch, etwas Fleisch, fettarme Käse. Nimmt ein Mensch zu viel Eiweiß zu sich, dann wird der Stuhl unzureichend entleert, zu viel Fett abgelagert, das Blut wird dicker und erschwert die Sauerstoffaufnahme, und der Homozysteinwert steigt. Fett: Mehr richtiges! Wer genug richtiges Fett verzehrt, wird leistungsstärker. Denn Fett ist die entscheidende Energiequelle für den Menschen. Die wirkliche Ursache der Fettleibigkeit und der Krankheiten ist nicht zu viel Fett, sondern der zu hohe Insulinspiegel. Außerdem ist das Nahrungscholesterin nicht gleich dem Cholesterin im Blut. Fett trägt außerdem dazu bei, dass das Resorptionstempo der Kohlehydrate verlangsamt wird. Dadurch wird das Entstehen der nächsten Kohlehydrat-Heißhungerattacke verhindert. Jede Mahlzeit sollte einen wertvollen Fettspender haben. Günstig sind die naturbelassenen Öle und Fette mit einfach oder mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Entscheidend für die Auswahl der bestgeeigneten Fette ist nicht alleine ihr möglichst hoher Gehalt an Omega-3-Fettsäuren (Linolenfetts.), sondern ihr möglichst niedriger an Omega-6-Fettsäuren (Linols.). Diese sind der Gegenspieler der Omega-3-Gruppe und bewirken u.a. eine Blutdrucksteigerung. Das macht sie nicht schlecht, nur ist in unserer Zivilisation kein Bedarf daran. Fleischfette sind nicht per se ungünstig. Nur wird das Schlachtvieh zu intensiv mit Getreide gefüttert, so dass es zu viele Omega-6-Fette enthält. Je weniger ein Mensch sich bewegt, desto schlimmer wirken die schlechten Kohlehydrate. Wenn man einem Menschen ein Gefühl für die für ihn richtige Ernährung vermitteln will, dann kommt man ohne eine gründliche Entschlackungs- und Entsäuerungsphase vor der Gabe der gesunden Kost nicht aus. Bestätigung in anderen Diättypen Die von Rauch im angenehm energischen Ton des erfahrenen Meisters dargelegten Ernährungsprinzipien sind nicht im umfassenden Sinne neu oder anders. Sie sind entschiedener und schärfer. Seine Prinzipien finden sich auch in der Lutz-Diät, der Steinzeit-Diät und der Blutgruppendiät wieder. Rauch merkt an, dass diese nur eine noch strengere Ernährungsform als die im Rahmen der Mayr-Kur angebotenen Vierschritte-Diät ist. Neben diesem Buch braucht man keinen weiteren Ratgeber mehr. Zumal es auch die nötigen Tabellen und Daten gibt. Wer nicht glaubt, dass sich die Prinzipien lecker umsetzen und befolgen lassen, möge den Rezeptteil studieren. Das Buch ist vom Verlag auch grafisch aufwändig ausgestattet worden, allerdings nicht immer zu seinem Vorteil. Die Füllung der grafischen Elemente mit Information wird nicht konsequent genug beibehalten, als dass es orientierend wäre. Wichtiger sind da die Patientenerfahrungen, die so manchem gequälten Leser aus unklaren Beschwerdebildern den Weg zur richtigen Ernährung weisen. A. Martin Steffe |