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Mehr Kinder zum Urologen!



Hodenhochstand und Blasenschwächen immer noch unzureichend versorgt

Die Leitlinien für Kinderärzte empfehlen eindeutig, dass der Hodenhochstand eines Jungen bis Ende seines 1. Lebensjahres korrigiert werden soll. Die Realität sieht anders aus: Im Zeitraum 2009 bis 2012 wurden über 1800 Kinder mit Hodenhochstand aus sieben verschiedenen kinderchirurgischen Praxen und Kliniken in Baden-Württemberg ausgewertet. Doch auch hier wurde nur jedes 5. Kind bis Ende des 1. Lebensjahres behandelt. Die Lage hat sich noch nicht entscheidend verbessert, obwohl die Ergebnisse dieser Untersuchung im Jahre 2014 im Deutschen Ärzteblatt veröffentlicht wurden, und obwohl die Gefahren durch unzureichende Versorgung gravierend sind: Im Erwachsenenalter drohen unterbehandelten Jungen verminderte Zeugungsfähigkeit, Hodentumoren und Hormonmangel.

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Risiko eines Hodentumors 2,7 bis 8fach erhöht

Die Deutsche Gesellschaft für Urologie beschloss daher, eine Kampagne direkt an junge Eltern über den Bereich zu starten, in dem die jüngere Generation sich heutzutage vorzugsweise bewegt: dem Internet. Über Adwords, Facebook und die DGU-eigene Arbeit werden die Eltern zu einer Zielseite geführt, auf der sie sich eine Broschüre zum Thema Hodenhochstand herunterladen können. Im Zeitraum der Aktion vom 1. April bis zum 31. August 2015 wurden insgesamt 7369 Eltern angesprochen, und 1086 mal wurde die Broschüre heruntergeladen. Die DGU sieht sich daher auf dem Wege zu ihrem Ziel ermutigt, die Urologie als Partner auch für das Kinder- und Jugendalter, nicht nur für die Geriatrie, ins Bewusstsein zu bringen. Sie sieht sich darüber hinaus auch ermutigt, das Ziel einer Jungensprechstunde analog der schon bewährten Mädchensprechstunden zu etablieren (www.jungensprechstun.de (Öffnet in einem neuen Tab)).

Impfungen kosten weniger als gynäkologische Operationen

In einer solchen Jungensprechstunde könnte auch ein weiteres wichtiges Thema für Jungen angesprochen werden, nämlich die Impfung gegen HPV-Infektionen. In Deutschland erkranken trotz der Einführung der Impfung von Frauen immer noch pro Jahr mehr als 6000 Frauen, und 2000 sterben an diesem Krebs. Diese 30 Prozent sind eine bei weitem zu hohe Rate, ungeachtet der etwa 100.000 Operationen, die im Vorfeld schon erforderlich sind. Laut Robert-Koch-Institut wurden bis Juni 2015 etwa 40% der Mädchen zwischen 14 und 17 Jahren vor ihrem ersten Geschlechtsverkehr geimpft. Eine drastische Senkung der Infektionsrate insgesamt könnte schneller erreicht werden, wenn auch Jungen in das Impfprogramm einbezogen würden. Während der Impfstoff bereits für beide Geschlechter zugelassen ist, wird die Impfung derzeit nur in Österreich, Australien, Kanada und den USA auch bei Jungen praktiziert. In Deutschland übernehmen derzeit nur 15 von 133 Krankenkassen die Kosten, und nur in Sachsen empfiehlt die Impfkommission die Impfung von Jungen. Dabei liegen die Kosten von €450 auch nicht höher als die gegen Hepatitiden.

Akademie bildet "Assistenten für urologische Kontinenztherapie" aus

Blasenfunktionsstörungen von Kindern und Erwachsenen sind urologische Erkrankungen von herausragender quantitativer Bedeutung. S wird geschätzt, dass allein in Deutschland 4 bis 6 Millionen Menschen betroffen sind. Es muss vor allem aber daran erinnert werden, dass 10 Prozent aller 7-jährigen unter nächtlichem Einnässen leiden. Das entspricht etwa 1,2 Millionen Kindern. Hauptproblem dieses Falles für die Urologen ist, dass Diagnose und Therapie zeitaufwendig sind. Zur Therapie ist ein genaues Miktionsprotokoll erforderlich, ehe eine gezielte Therapie eingeleitet werden kann. Auch die Therapie selbst erfordert noch lange Zeit eine Begleitung durch den Arzt. Die Wirkungen sind selten so durchschlagen, dass die Patienten sich als geheilt empfinden. Die Begleitung ist also unerlässlich, damit die immerhin möglichen Verbesserungen eintreten können. Die DGU empfiehlt ihren Mitgliedern daher dringend, in ihren Praxen und Kliniken qualifizierte Assistenten weiterbilden lassen. Die Qualifikation wird ab 2016 im Rahmen von Regionalkongressen angeboten.

Vorhautverengungen sind von Unsicherheiten belastet

Es ist eine natürliche Entwicklung, dass bei Geburt die Vorhaut des Jungen noch mit seiner Eichel verklebt ist. Nur bei der Hälfte der Jungen lässt sie sich im Laufe des ersten Lebensjahres schon zurückziehen, erst im dritten Lebensjahr bei 80 bis 90 Prozent der Kinder. Die 6 bis 7-jährigen Jungen haben noch in sechs Prozent der Fälle eine Phimose, und die 16 bis 18-jährigen Jungen in 1 Prozent der Fälle. Während es also klar einen spontan ablaufenden Prozess gibt, der keiner Behandlung bedarf, so ist jedoch Aufmerksamkeit geboten, weil in manchen Fällen eine Behandlung mit Kortisonsalbe ausreichend sein kann, wenn man rechtzeitig reagiert. Diese fünfwöchige Behandlung führt dazu, dass sich die Vorhaut mühelos zurückziehen lässt, und die Operation und etwaige Komplikationen können vermieden werden. Empfehlung: www.urologenportal.de (Öffnet in einem neuen Tab)

Quelle: Eröffnungspressekonferenz des 67. Urologen-Kongresses in Hamburg, 24. Sept. 2015

A. Martin Steffe
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