Unfruchtbarkeit nur wegen einer BakterieninfektionHeimtückische Ansteckung ohne spürbare Zeichen Chlamydia trachomatis mag schwer auszusprechen sein. Hinter dem Namen verbirgt sich aber das in Europa am häufigsten sexuell übertragene Bakterium. Wenn ein Paar aufgrund von durchgemachten Infektionen keine Kinder bekommen kann, so gilt die Chlamydien-Infektion als Hauptverursacher dieser Sterilität. Dabei sind Antibiotika hier gut wirksam und könnten eine Infektion rasch therapieren. Auch ohne Anlass sollten vor allem junge Menschen sich systematisch und regelmäßig testen lassen. In Deutschland sind sieben Prozent aller jungen Paare unfreiwillig kinderlos. Angesichts dieser hohen Zahl sollten die politischen Statistiker mit dem Vorwurf der „Unlust zum Kind“ vorsichtiger umgehen. Die Ärzte schätzen, dass mindestens 30 Prozent, wahrscheinlich aber sogar 50 Prozent dieser Fälle auf eine Chlamydien-Infektion zurückzuführen sind. In Zahlen ausgedrückt sind in Deutschland davon rund 100.000 Frauen betroffen. Zwar stecken sich beim ungeschützten Geschlechtsverkehr sowohl Mann als auch Frau an. Besonders gefährdet jedoch sind die Frauen. Denn das Erregerbakterium siedelt sich besonders gerne in Schleimhäuten an, die über zylindrisch geformte Zellen verfügen, und das ist überwiegend in weiblichen Schleimhäuten der Fall. Die Entzündung beginnt meist am Gebärmutterhals und steigt dann in die Gebärmutter und schließlich in die Eileiter auf. Indem diese verkleben und vernarben sind sie bei 30 Prozent der Paare, die ein künstliche Befruchtung vornehmen lassen, die Ursache der Unfruchtbarkeit. Hohe Infektionszahlen schon unter Minderjährigen Das Bakterium ruft entweder eine schwere Augenkrankheit oder eine Genitalinfektion hervor. Weltweit sind insgesamt rund 7 Millionen Menschen aufgrund von Chlamydien-Infektionen erblindet. Eine Chlamydien-Infektion verharrt meist zwei Jahre im Organ. Je mehr Sexualpartner jemand hat, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass vorbestehende Infektionen immer wieder neu überlagert werden, so dass das Gewebe nie wieder richtig ausheilt. „Unter den jungen Frauen bis zu 20 Jahren könnten dann bis zu 20 Prozent infiziert sein“, schätzt Gisela Gille, Vorsitzende der Ärztlichen Gesellschaft zur Gesundheitsförderung der Frau (ÄGGF). In der Tat ergaben Stichproben, dass in der Altersgruppe bis 15 Jahren 3,6 Prozent betroffen waren, in der Altersgruppe bis 17 Jahre sogar schon 10 Prozent. Die meisten ärztlichen Gesellschaften fordern deshalb, jungen Mädchen eine einmal jährliche Vorsorgeuntersuchung zu ermöglichen. Wirklich erforderlich aber wären breit angelegte Aufklärungskampagnen. Derzeit liegt schon ein einfach durchzuführender Chlamydientest unter dem Namen Xelia vor. Angesichts der schweren Folgeschäden, die die Bakterieninfektion verursacht, sollte niemand zögern, diesen Test durchzuführen. Nähere Auskünfte sind erhältlich unter: www.roche.de (Öffnet in einem neuen Tab) A. Martin Steffe
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