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Trotz Asthma Horizonte öffnen können



Kinder mit Belastungsasthma nicht vom Schulsport befreien

Kampen/Sylt (ams). Volker Osieka aus Mannheim ist seit Geburt Asthmatiker. Manchmal erwischten ihn die akuten Anfälle so stark, daß er auf die Intensivstation gebracht werden mußte. Auch er gehörte deshalb zu den Kindern, die während der Schulzeit von der Teilnahme am Sport befreit waren. Osieka probierte verschiedene Sprays, probierte auch Akupunktur. Ein Asthmatiker hat es schwer, sich auf seine chronische Krankheit einzustellen. Besonders die Menschen mit Anstrengungsasthma werden immer neu von ihren Anfällen überrascht. osieka

osieka Im Jahre 1981 sah der Fünfzehnjährige einen Triathlon in Worms. Das erregte seinen tiefen Wunsch, auch körperlich aktiv tätig zu sein. „Was ist, wenn ich über meine Angst hinweggehe”, fragte sich Osieka. Nach neun Monaten Trainings meldete er sich zur Teilnahme an einem Triathlon an. Während weiterer vier Jahre trainierte Osieka weiter und plagte sich stets mit seinen unzureichend kontrollierten Asthmaanfällen herum. Dann empfahl ihm ein Arzt ein bestimmtes Kombinations-präparat aus den beiden Wirkstoffen eines DNCG und eines ß2-Sympathiko-Mimetikums. Von ihm ist bekannt, daß die Wirkungen der beiden Stoffe sich nicht nur addieren sondern sogar steigern. „Ich hatte vom ersten Tag an keine Beschwerden mehr”, sagte Osieka. Zugleich stellte Osieka fest, daß mit zunehmendem Trainings-zustand die von ihm benötigte Dosis geringer wurde.

Seitdem stellt Osieka jährlich eine schier unglaubliche Liste von Erfolgen auf: Teilnahme 1994 an einer 1000-km-Fahrt in Österreich (7. unter 800 Teilnehmern), 1995 Europadurchquerung von Genua ins Emsland und Eintrag ins Guiness-Buch der Rekorde, und insgesamt jährlich 15 bis 20 Wettkämpfe in den Disziplinen Marathon, Triathlon, Ultra-Triathlon und Ironman. Im Juni 2001 plant Osieka an einem 24-Stunden Radrennen teilzunehmen und dabei rund 650 km zurückzulegen.

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Jedes 5. Kind in Deutschland asthmakrank

Mit seinem Asthma ist Volker Osieka unter Sportlern durchaus nicht alleine. Auch Schwimmerin Sandra Völker aus Hamburg mußte sich mit einem Anstrengungsasthma zu arrangieren lernen. Mit Erfolg, wie man weiß. Deshalb will die Sportlerin jetzt anderen helfen und hat dazu eine Stiftung ins Leben gerufen. „Je früher betroffene Kinder und Jugendliche lernen, mit Asthma umzugehen, desto größer ist die Chance, daß sie sich wie alle anderen Kinder normal entwickeln können. Die Teilnahme am Sportunterricht gehört zur normalen Entwicklung dazu. Heutzutage kann Asthma mit modernen Medikamenten so gut behandelt werden, daß sich Menschen mit Asthma genauso unkompliziert bewegen und spielen können wie gesunde”, sagt die Olympionikin. Gerade zu Schwimmen und Radfahren kann nur Mut gemacht werden, da diese Sportarten Belastungs-Asthmatikern leichter fallen, während Laufen deutlich anstrengender ist. Kontrolliertes regelmäßiges Laufen, etwa zwei bis dreimal pro Woche, ist auch erstrebenswert; denn es senkt die Anfälligkeit um nicht weniger als 50 Prozent!

Hauptanliegen der von Sandra Völker ins Leben gerufenen Stiftung ist, Lehrern aus Norddeutschland eine Zusatzausbildung zum Umgang mit asthmakranken Kindern zu finanzieren. Später sollen Feriencamps hinzukommen, in denen Kinder während der Ferien zum Umgang mit ihrer Krankheit geschult werden. Kinder müssen lernen, wie ein Prophylaktikum richtig inhaliert wird. Sandra Völkers Solidarität mit jungen Asthmatikern wurde bisher von der Firma Glaxo Wellcome mit 25.000 DM und von der Firma Allergoprotect unterstützt.

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Über 4.600 Asthmatote in Deutschland (1997)

Nicht weniger als 11 Prozent der amerikanischen Medaillengewinner bei den Olympischen Spielen sind Belastungs-Asthmatiker. Unter Radsportlern sind es sogar rund 30 Prozent. Gemäß Schätzungen, wie sie im Weißbuch Lunge 2000 veröffentlicht wurden, leiden bis zu 5 Prozent der Erwachsenen und zehn Prozent der Kinder in Deutschland unter Asthma. Bei den Kindern ist es damit die häufigste chronische Erkrankung. In rund 80 Prozent der Fälle unter den asthmatisch belasteten Kindern handelt es sich um Belastungsasthma. Kein Wunder, daß die Schulen aus Unsicherheit über die vielen gefährdeten Kinder aus Sicherheit lieber das Mittel „Schulsportbefreiung” wählen. Wünschenswert ist vielmehr ein bestimmtes Training beispielsweise auch an Bodybuilding-Geräten; denn mit ihnen läßt sich die Atemmuskulatur gezielt stärken. Die Gesamtaufwendungen für Asthma in der Bundesrepublik Deutschland betrugen 1997 rund DM 4,2 Milliarden.

Das Krankheitsbild ist weit verbreitet, besonders im Kindesalter. Es wird aber nicht oft diagnostiziert; denn es tritt unabhängig vom anderen Asthma und nur während oder am Ende eines Laufs auf. Das Krankheitsbild kann nur mithilfe der Peak-Flow-Messung vor, während und nach der Belastung genau ermittelt werden.

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Domino-Effekt in den Bronchien

So einfach das eigentlich ist, so unklar sind aber noch die Vorstellungen der Mediziner, was bei dieser Krankheit eigentlich abläuft. Eine Gruppe meint, daß es zu der folgenden Kaskade in den Bronchien kommt: Die Bronchien verlieren Feuchtigkeit. Die Osmolarität der Flüssigkeit um die feinen Härchen (Zilien) in den Bronchien nimmt zu. Dadurch werden Mediatoren der Mastzellen freigesetzt. Das wiederum löst Botenstoffe der Nerven aus, wodurch der Bronchialbaum stimuliert wird. Schließlich zieht sich dann die glatte Muskulatur zusammen und bewirkt dadurch die Verengung des Bronchialbaums.

Andere sind der Meinung, daß der Wasserverlust in den Atemwegen zu einer Abkühlung führt und es dadurch zu einer Verengung der Bronchialgefäße kommt. Dann erwärmen sie sich wieder, und zwar zu schnell, so daß die Blutgefäße in den Bronchien anschwellen und es dadurch zu einer Verengung kommt. Für beide Theorien gibt es schlüssige Experimente. Was die meisten Ärzte aber der ersten, der Osmolaritäts-Theorie, zuneigt, ist, daß die Medikamente DNCG und Nedocromil bei den betroffenen Menschen so gut wirksam sein läßt. Diese Stoffe wirken selbst nicht bronchienerweiternd, regulieren aber die Mastzellen und die Osmose und stabilisieren gegen Reizstoffe. Diese Wirkungen sprechen für die Osmolaritäts-Theorie.

Trotzdem können DNCG oder Nedocromil auch im Notfall gegeben werden, während die verschiedenen Kortisontypen im Akutfall nicht wirken. Daß DNCG zusammen mit dem ß2-Sympathiko-Mimetikum Reproterol besonders wirksam ist, wurde bereits 1987 beobachtet. Die Kombination bietet einen optimalen Schutz der über fünf Stunden anhält und auch bei Dauereinnahme nicht an Wirkung nachläßt. Wenn auch die Wirkung des Kombinationspräparats nicht in allen Einzelheiten bekannt ist, so haben alle Versuche bisher übereinstimmend ergeben, daß die Kombination etwas kann, das jeder Einzelsubstanz überlegen ist.

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Besonders gefährlich: Bauchmuskelbetätigung

Der von Lehrern und Schulen in besonderem Maße gefürchtete asthmatische Notfall tritt nicht plötzlich aus einem akuten Asthmaanfall heraus auf. Er entwickelt sich vielmehr über Stunden bis Tage. Der Status asthmaticus ließe sich oftmals vermeiden, wenn die von diesem wirklich lebensgefährlichen Zustand Betroffenen rechtzeitig in stationäre Behandlung eingewiesen würden. Merkmal des Notfalls ist, daß die Sperre in den Atemwege zu einem zu hohen Druck im gesamten Brustraum führt. Die Atemarbeit nimmt zu, führt aber nicht zur besseren Sauerstoffversorgung. Dadurch ermüdet die Atemmuskulatur. Das Herz wird rechtsseitig so stark belastet, daß es auch nicht mehr richtig arbeitet. Bis zu zehn Hübe einer rasch wirksamen Substanz wie Reproterol können hier angemessen sein. Im späten Stadium des Status asthmaticus ist die intravenöse Gabe von Kortison unvermeidlich. Beim allergischen Asthma liegt das auf der Hand, da ja bei ihm auch das Blut selbst in Mitleidenschaft gezogen ist.

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