Buchbesprechungen
Reizdarmprobleme lassen sich klären Es gibt nicht viele Ärzte, die so wie Volker Schmiedel gleichzeitig detektivisches Talent haben. Aber wenn man auf so einen Buchautor stößt, dann liest sich das Werk trotz allen Leides wie ein Genuss. Den ganzen Zusammenhang zwischen Beschwerden, Ursachen, Ärzten, Medikamenten und nichtmedikamentösen Heilungsversuchen beherrscht Schmiedel virtuos und unterscheidet darüber hinaus auch noch zwischen der Ratlosigkeitsdiagnose „Reizdarm“ und dem echten Befund des Reizdarmes. Er ist der Ansicht, dass „Reizdarm“ zu den häufigsten Fehldiagnosen in der Medizin zählt. Schmiedels unternehmungslustiger Ton ist deshalb wichtig, weil er die Patienten mit ihrem langwierigen Leiden ermuntert und aktiviert und sie zur aktiven Arbeit an der Genesung zurückgewinnt. Schmiedel verkennt nicht die Irrtümer und die Fehlbewertungen, die bei einer derartig komplexen Erkrankung leicht passieren können, aber er schlägt eine so überzeugende Schneise der Reflexion in die Widersprüche, dass eine betroffene Person wieder Mut fassen müsste, noch einmal von vorne anzufangen. Denn Schmiedel scheut auch nicht vor harscher Kritik an seiner Kollegenschaft zurück, wenn er bemängelt, dass Magen- oder Darmspiegelung meistens nur deshalb unternommen würden, weil der Gastroenterologe sie zufällig beherrscht. Schmiedel befürwortet die Untersuchung von Stuhlproben, und was die alles hergeben können, wenn man sie richtig beauftragt, lässt einen nur staunen, dass diese direkte Diagnostik eine nur so untergeordnete Rolle spielt. Zumal die Diagnostik der Stuhlproben den entscheidenden Aufschluss darüber gibt, ob eine Empfindlichkeit gegenüber Gluten, Milchzucker oder auch Milcheiweiß den Störungen zugrunde liegt. Patienten, die noch wirklich Heilung suchen, sollen dieses Buch als ein Muss betrachten. Durch die Lektüre dieses Buches werden sie ihr Leiden in kurzer Zeit verringern und auf Dauer in Schach halten können. Es ist das ultimative Rettungsbuch bei Reizdarm. Schmiedel, Volker: Verdauung! 99 verblüffende Tatsachen. Stuttgart, 2008 (Trias), 135 S., ISBN 978-3-8304-3428-3 Freude am Essen trotz Darmproblemen Entweder verderben die Beschwerden nach dem Essen Reizdarm-Patienten den Genuss, oder aber sie flüchten vor ihren Beschwerden in verzweifelte Diäten, um einigermaßen ohne Beschwerden durch den Tag zu kommen. Beide Problemursachen lassen sich vermeiden, und zwar mithilfe der richtigen Information. Reizdarmpatienten leiden ja zusätzlich dadurch, dass nur wenige Ärzte ihnen entscheidende Hilfen geben können. Mehr als bei anderen Krankheitsgebieten ist deshalb unerlässlich, dass sie sich geschriebene Information besorgen, die lange durch viele Behandlungen gereift ist. Im vorliegenden Buch gibt Kruis als Arzt eine Übersicht, wie es zu der Krankheit überhaupt kommt, welche Bedeutung Unverträglichkeiten einerseits (Laktose, Fruktose, Gluten, Milcheiweiß, Histamin, …) und die vielgepriesene Darmflora andererseits haben. Grundlegende Tatsachen zur Verdauung überhaupt werden dargelegt, weil das für die später folgenden Ratschläge benötigt wird. Ferner diskutiert Kruis die vielen verschiedenen Kur- und Speisetypen (Mayr, Buchinger, Evers, Trennkost, vegetarische Kost). Alle Ratschläge werden mühevoll den Reizdarmpatienten aufgespalten für solche, die eher zum Durchfall und solche, die eher zur Verstopfung neigen. Die Ernährungsberaterin Iburg erteilt zunächst grundsätzliche Ratschläge und leitet zum richtigen Ausfüllen eines Ernährungstagebuchs an. Zu diesen Anleitungen gesellen sich viele Übersichten, etwa wie viel Fruktose oder Glukose in den verschiedenen Obstsorten oder Ballaststoffe in den Obst- und Gemüsesorten enthalten sind. Schon alleine diese Übersichten führen zu verblüffenden Einsichten. Die Rezepte selbst, die etwa zwei Drittel des Buches ausmachen, sind reich bebildert, erfreulicherweise nicht nur schön, sondern zugleich instruktiv. Keines der Rezepte liest sich wie Krankenkost. Man bekommt Lust, sie alle sofort auszuprobieren. Entscheidend für die Betroffenen sind neben den raffinierten Zusammenstellungen die Tipps. Sie reichen von Hinweisen wie „Bananen heben die Stimmung“ zu Zubereitungskniffs wie „Kiwienzyme zerlegen Milcheiweiß, deshalb Vorsicht mit Kombinationen“ oder „Rosmarin hilft bei der Verdauung von Fett in der Nahrung“. Es ist erfreulich, dass die Reizdarmpatienten mit einem so schönen Buch ermutigt werden, sich selbst im Alltag zu helfen. Kruis, Wolfgang und Anne Iburg: Köstlich essen bei Reizdarm. Stuttgart, 2008 (Trias), 155 S., ISBN 978-3-8304-3371-2 Wegweiser durch den Speisedschungel Wenn jemand beschließt, seinen Gesundheitszustand durch bewusste Ernährung zu verbessern oder zu erhalten, so steht er vor einer immer größer werdenden Zahl von Ansätzen, wie er dabei vorgehen könnte. Da gibt es Ernährungstypen, die sich an berühmten Arztpersönlichkeiten orientieren, andere, die bestimmte Stoffe stärker betonen (Eiweiß, Kohlehydrate), wiederum solche, die bestimmte Nahrungsprinzipien hervorheben (Glyx-Werte), bei anderen steht eine Vermeidungsstrategie im Vordergrund (keine Fette, kein Fleisch, …). Wem soll man da folgen? Gibt die zugrunde liegende Krankheit den Ausschlag? Sind die eigenen Zubereitungschancen entscheidend? Die Ernährungsberater Possin verfolgen das Ziel, den Verbesserungswilligen gemäß ihren persönlichen Neigungen einen Weg aufzuzeigen. Das ist zu begrüßen, weil das Essen beim Menschen verständlicherweise ein ganz wichtiges Bedürfnis und Erlebnis ist. Änderungserfordernisse rühren deshalb immer an innerste Wünsche oder Ängste des Menschen. Der Ansatz, sich einmal nach den Menschentypen zu richten, hat deshalb den Vorteil, dass qualitative Änderungen der Ernährung eher die Chance haben, beibehalten zu werden. Jede Fachperson, die Menschen bei der Verbesserung ihrer Ernährung zu helfen suchen, sollten deshalb zuerst zu diesem Buch greifen und Menschen Freude an der bewussten Gestaltung des Speiseplanes vermitteln. Spezifischere Essensplänen könnten dann folgen, wenn bestimmte Krankheiten vorliegen, oder dringend Gewicht verringert werden muss. Zunächst werden die vier Typen beschrieben und erhalten auf sie abgestimmte Basisvorschläge, wie sie den Tag über ihrem Temperament gemäß essen können. Der eine mag beim Frühstück Pfannkuchen, der andere Porridge, der Bodenständige Roggenvollkornbrot mit Käse, der Dynamiker Obst oder Joghurt mit Zutaten. Danach geht es mit Grundsätzen weiter: Vitamine oder Fette oder Eiweiß müssen sein, das ist klar. Aber wie dann kann sich der Dynamiker oder der Philosoph seine Vitamine besorgen? Für wen ist das Eiweiß aus Milch, für wen das aus Fleisch geeignet? Danach werden die heutigen Erschwernisse behandelt: Wie, wenn man unterwegs ist? Wenn nur Fastfood zu beschaffen ist? Gibt es Ausgleich für Ausrutscher? Im letzten Abschnitt werden Ziele behandelt, nämlich ob man mit dem Essen auch gute Laune oder guten Schlaf oder andere Ziele fördern kann. Das Buch enthält ein lobenswertes Konzept, wie man unter den heutigen Lebensbedingungen Ernährungsziele trotz aller Einschränkungen und Erschwernisse verwirklichen kann. Es tut gut, einmal mit diesem Realismus ans Werk gesunder Ernährung zu gehen. Zumal manche Ziele besser erreicht werden, wenn man sie unverkrampft und nicht zwanghaft ansteuert. Possin, Karin und Roland Possin: Sich einfach glücklich essen. Dynamiker, Genießer, Bodenständiger, Philosoph - welcher Bedürfnistyp sind Sie? Stuttgart, 2008 (Haug), 143 S., ISBN 978-3-8304-2265-5 Fasten ist über den Punkt hinweg, da es sich noch grundsätzlich rechtfertigen musste. Fasten ist jetzt anerkannt, und man weiß, es ist wie bei so vielen Sachen auch hier erforderlich, das es unter Beachtung aller Regeln wahrgenommen werden muss. Deshalb kann es jetzt Literatur geben, die erfahrenen Fastenfreunden aufzeigt, wie sie den guten Ansatz dieser Kur körperlich und geistig ausbauen können. Die Autoren setzen gleichwohl noch einmal beim Grundsätzlichen an und erläutern, worauf es auf jeden Fall ankommt. Großen Raum nehmen dann die Ratschläge zum Atmen an und wie man einerseits zwischen Bauch-, Voll- oder Wechselatmung übt, andererseits Atmen unter verschiedenen Belastungen als Hilfe wählt – sei es bei großem Hungergefühl, Nervosität, innerer Zerrissenheit oder Gefühlsüberschwang. Die Einzelaspekte werden im mittleren Abschnitt unter dem Gesichtspunkt gemeinsam behandelt, wie ein Einwochenprogramm aussehen könnte, und wie sich dabei das Befinden ändert, ja, die positiven Wirkungen des Fastens verstärkt werden können. Nach dieser Grundlegung ist es vertretbar, dass die Autoren Kurzprogramme erläutern und darstellen, welche Elemente des Fastens in den Alltag eingebaut werden können. Possin, Roland und Zora Gienger: Fasten für Körper und Seele. Stuttgart, 2008 (Haug), 143 S., ISBN 978-3-8304-2252-5 |